

Workshop Universität Bremen, 18.02.2025
Während des Auftakttreffens im Februar 2025 hatten die Mitglieder die Möglichkeit, sich – angeleitet von Dr. Annika Haas – mit situiertem Schreiben zu beschäftigen.
Schreiben ist nicht gleich Schreiben. Insbesondere wissenschaftliches Schreiben ist weder neutral noch losgelöst von sprachlichen Normen, Textformaten und den Qualitätsstandards der verschiedenen Publikationskontexte denkbar, in denen die eigene Forschung sichtbar werden soll. Bereits diese ‚äußeren‘ Faktoren der Textproduktion im Wissenschaftskontext situieren das eigene Schreiben und Forschen. Donna J. Haraway hat 1988 mit dem Konzept der situated knowledges darauf hingewiesen, dass Situierung mehr als jene ablesbaren Verortungen im Wissenschaftsfeld betrifft. Darüber hinaus ist die eigene Situiertheit oft weniger explizit. Sie zeigt sich beispielsweise in unausgesprochenen Ein- und Ausschlüssen von Forschungsgegenständen, -perspektiven und Wissensformen, aber auch in der eigenen akademischen Laufbahn und Positionierung im machtvollen Wissenschaftssystem, für die sowohl Privilegien als auch Hindernisse eine Rolle spielen.
Der Workshop begann mit einem Input zu situated knowledges und schreibpraktischen Formen queer-feministischer Wissenschaftskritik. Begleitet von Diskussionen und Kleingruppenarbeiten erarbeiteten die Teilnehmenden im Anschluss konkrete Ansatzpunkte für Formen situierten Schreibens im Wissenschaftsfeld Medizin- und Bioethik. Dabei ging es unter anderem darum, welche Rolle das kritische Bewusstsein für Situiertheit im eigenen Forschen und Schreiben spielt, und welche Spielräume es inmitten stark formalisierter Schreibweisen gibt, bzw. welchen Ort situiertes Schreiben im Bereich Medizin- und Bioethik haben kann.
About:
Dr. Annika Haas ist Medienwissenschaftlerin. 2022 wurde sie mit einer Arbeit zu Hélène Cixous‘ Philosophie und Schreiben durch den Körper an der Universität der Künste Berlin promoviert. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Graduiertenkolleg „Ästhetische Praxis“ an der Universität Hildesheim, wo sie an ihrem Post-Doc-Projekt „Beyond Repair: Artistic Practices in Times of Permacrisis“ forscht. https://annikahaa-s.com/
Lektüreempfehlung:
Gramlich, Noam, Annika Haas: „Mit und ohne Namen: Warum jedes Schreiben situiert ist.“, in: Doing Research. Wissenschaftspraktiken zwischen Positionierung und Suchanfrage, hg. v. Sandra Hofhues, Konstanze Schütze, S. 304–11. Bielefeld,: transcript Verlag, 2022, https://doi.org/10.14361/9783839456323-037.